Es ist kurz nach halb zehn am Samstagabend den 04. August, als die Alarmempfänger der Hardegser Kräfte mit der Meldung "EINSATZALARM 2, BMA Seniorenwohnanlage Paschenburg" auslösen.

Bereits vier Minuten nach der Alarmierung machten sich die Feuerwehrkräfte mit dem Einsatzleitwagen (ELW) und dem Tanklöschfahrzeug TLF16/25 auf den Weg zum Einsatzort. Beim Einbiegen in die Schulstraße, die parallel zur Seniorenwohnanlage verläuft, war bereits deutlich dunkler Rauch und Feuerschein zu erkennen. Umgehend ließ Ortbrandmeister Ramswig Vollalarm für die Ortsfeuerwehr Hardegsen und die Ortsfeuerwehr Lutterhausen auslösen.

An der Einsatzstelle angekommen, gingen die Führungskräfte des ELW und des TLF 16/25 zur Erkundung in das Gebäude vor, während die Kräfte des Tanklöschfahrzeuges die Menschenrettung und Brandbekämpfung vorbereiteten.

Die Lage im Inneren des Gebäudes ergab einen Zimmerbrand im 2. Obergeschoß des Südflügels. Das Zimmer stand bereits im Vollbrand und tief schwarzer Rauch breitete sich auf dem Flur des betroffenen Brandabschnitts aus. Bewohner der angrenzenden Zimmer standen mit ihren Rollatoren im dichten Rauch und wurden umgehend aus dem Gefahrenbereich gerettet.

Die Einsatzkräfte des Tanklöschfahrzeuges und des Hilfeleistungslöschfahrzeuges HLF10/6 leiteten die weitere Menschenrettung ein und schon kurz darauf waren mehrere Trupps unter Atemschutz im betroffenen Brandabschnitt im Einsatz. Eine besondere Herausforderung bestand darin, dass ein Großteil der Bewohner der Station nicht oder nur beschwerlich laufen konnte und somit hilfsbedürftig in ihren Betten lagen.

In der Zwischenzeit waren die Einsatzkräfte der Ortsfeuerwehr Lutterhausen eingetroffen, welche die Brandbekämpfung des Brandzimmers über Steckleiter vorbereiteten. Eine Brandbekämpfung im Innenangriff war aufgrund der extremen Temperaturen nicht mehr möglich und die Feuerwehrtrupps im Inneren des Gebäudes konzentrierten sich auf die Menschenrettung der Senioren. Um eine ausreichende Löschwasserversorgung sicherzustellen, wurde zusätzlich zum angrenzenden Hydrantennetz eine 400m lange Wasserförderleitung verlegt.

Da ersichtlich war, dass die Evakuierung des betreffenden Bereiches und die Betreuung personalintensiv sein würde, ließ die Einsatzleitung sämtliche Ortsfeuerwehren des hardegser Stadtgebietes nachalarmieren, zusätzlich erfolgte Alarmierung des Rettungsdienstes gemäß Alarmstichwort „Massenanfall von Verletzten (ManV)“, sowie die der technische Einsatzleitung (TEL) zum Einrichten eines Lagezentrums. Aus den Städten und Gemeinden der angrenzenden Ortschaften kamen Einheiten der Ortsfeuerwehren Volpriehausen, Uslar, Nörten-Hardenberg und Moringen zur weiteren Unterstützung.

Im Inneren des Gebäudes begann nun die koordinierte Verbringung der bettlägerigen Personen in den gegenüberliegenden Brandabschnitt. Personen, die nicht über den Flur gerettet werden konnten, wurden von den Einsatzkräften vorerst auf die Balkone ihrer Zimmer gebracht von wo aus sie mit den zwischenzeitlich eingetroffenen Drehleitern gerettet werden konnten. Bei der Betreuung der Senioren unterstützen Mitarbeiter der ortsansässigen häuslichen Pflegedienste und das Personal der Wohnanlage.

Für die weitere Unterbringung richteten die eingetroffenen Rettungsdienste eine Betreuungsstelle in der Turnhalle und dem Foyer der Grundschule Hardegsen ein, wo die gehfähigen Bewohner der Wohnanlage nach und nach untergebracht wurden. Der IV. Zug der Kreisfeuerwehrbereitschaft II nutzte die Räumlichkeiten des Feuerwehrhauses zum Aufbau einer provisorischen Küche zur Verpflegung der Senioren und der Einsatzkräfte.

Im folgenden Einsatzverlauf zeigte sich, dass neben dem unbewohnbar gewordenen Südflügel auch die Bewohner des Nordflügels vorerst nicht in der Seniorenwohnanlage werden bleiben können. Somit folgte der Entschluss der Einsatzleitung in Absprache mit dem organisatorischen Leiter des Rettungsdienstes, die komplette Anlage zu evakuieren und auf Wohnanlagen im Landkreis Northeim und den umliegenden Landkreisen zu verteilen. Personentransportzüge der Rettungsdienste aus Südniedersachsen wurden angefordert um die nicht gehfähigen Personen zu verlegen. Der Transport der gehfähigen Senioren erfolgte währenddessen mit Linienbussen. Um die Verlegung zu koordinieren und verzögerungsfrei ablaufen zu lassen, sperrte die Polizei die Einfallstraßen nach Hardegsen und richtete einen Einbahnstrassenverkehr ein, über den die An- und Abfahrt der Rettungsdienstfahrzeuge ablaufen konnte. Gegen 3 Uhr war die Verlegung nahezu abgeschlossen und die ersten Einheiten von Feuerwehr, Rettungsdienst und technischem Hilfswerk konnten nach und nach aus dem Einsatzgeschehen herausgelöst werden. Bis auch die letzten Einheiten einrücken konnten, dauerte es aber noch in die Morgenstunden, so dass erst gegen 7 Uhr auch Einsatzende für die letzten Einsatzkräfte gegeben werden konnte.

Während der gesamten Rettungsarbeiten war die Zusammenarbeit der über 300 Angehörigen der einzelnen Rettungsorganisationen von Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst und THW effektiv und vorbildlich. Leider konnte trotz aller zeitnah eingeleiteten Maßnahmen der Bewohner des ursprünglich betroffenen Zimmers nur noch tot aus den Räumlichkeiten geborgen werden.

An dieser Stelle möchten wir es nicht versäumen, unseren besondere Dank an die zivilen Hilfskräfte auszusprechen, die Tatkräftig und uneigennützig bei der Hilfeleistung, der Evakuierung und der Betreuung der Senioren und deren Angehörigen geholfen haben.